Historische Soleförderanlage und Ausstellung Salz & Sole
Beim Gradierwerk am südlichen Ende des Salinenparks befindet sich das Ensemble der historischen Bohrhäuser, des Soleförderturms sowie des Tretrades. Sie sind Zeitzeugen der Soleförderung, deren Geschichte 1822 in Bad Rappenau begann.
Das Ensemble wurde in den vergangenen Jahren aufwändig saniert und wird nun u.a. vom Heimat- und Museumsverein genutzt.
Das historische Bohrhausmagazin mit Ausstellung im Salinengarten
Zur Landesgartenschau 2008 wurde vom Heimat- und Museumsverein Bad Rappenau in einem der historischen Bohrhäuser ein Salz- und Sole-Museum zur Ergänzung des städtischen Museums eingerichtet. Bilder zeigen Momente aus dem Leben auf der ehemaligen Saline. Geräte vermitteln einen Eindruck von der schweren Arbeit. Die Geschichte des Salzes wird dargestellt von der Briquetage-Technik bis zur Nutzung als industrieller Grundstoff für zehntausende moderner Produkte.
Öffnungszeiten:
April – Oktober jeden Samstag von 15:00 bis 17:00 Uhr.
Der Eintritt ist natürlich frei!
Veranstaltungen:
Zudem finden in den Bohrhäusern Veranstaltungen statt. Für Kinder bietet das Stadtarchiv zu bestimmten Terminen das „Salzsieden mit Diplom“ an. Informationen gibt es unter stadtarchiv@badrappenau.de
Außerdem findet einmal jährlich im Sommer das Soleworschtfest des Heimat- und Museumsvereins statt. Informationen dazu gibt es im Veranstaltungskalender unter www.badrappenau.de
Das Bohrhausmagazin selbst war in einfachem Ständerfachwerk 1929 gebaut worden und dementsprechend waren die Gefache mit Ziegelsteinen ausgemauert. Es diente dazu, Bohrgeräte und Werkzeuge der zwei benachbarten Bohrlöcher, 9 und 10, aufzunehmen. Die Bohrhäuser enthielten neben dem Bohrloch die technischen Einrichtungen zur Soleförderung, wie Tretrad, Schwengel, Bohrbank mit Bohrschere, Balancier, Wellbaum und Teile des Feldgestänges. Im Magazin brachte man Gestänge, Pumpe, Werkbank und Werkzeuge unter.
Zwei weitere Bohrhäuser wurden 2022/2023 saniert. Sie sollen künftig als Lapidarium bzw. als Eventhaus genutzt werden.
Blick in die Ausstellung im Bohrhausmagazin (Bild: Uwe Grün)
Der fahrbare Bohrturm
Der fahrbare Bohrturm wurde 1905 von der Mannheimer Maschinenfabrik Mohr und Federhaff errichtet. Der 18,7 m hohe, aus Profilstahl gefertigte und mit ca. 260 m² Wellblech ummantelte Turm ist mit 4 Arbeitsbühnen versehen. Die sog. Maschinenbühne, auf der sich die elektrisch betriebene Kabelwinde zusammen mit dem Hubmotor befindet, liegt in einer Höhe von 5,5 m. Auf der Winde wird ein Seil auf- und abgespult, an das das schwere Bohr- bzw. Rohrgestänge angehängt wird. So kann das im Bohrloch befindliche Gestänge nach oben oder nach unten gebracht werden. Dies war eine enorme Erleichterung bei der in regelmäßigen Abständen stattfindenden Aufsäuberung der Bohrlöcher und ab 1913 auch beim Bohren der Bohrlöcher. Mit der elektrisch betriebenen Kabelwinde konnte nämlich die vierstündige harte Arbeit von 15 Menschen am Tretrad nun von 4 Bohrleuten in einer Stunde mühelos verrichtet werden.
Der Bohrturm ist eine vollständige Stahlkonstruktion und aus wenigen vorgefertigten Teilen zusammengenietet, die fabrikmäßig in großen Serien hergestellt worden waren. Er konnte sich auch aus eigener Kraft auf Schienen fortbewegen. Mittels einer Schiebe-Anlage aus 4 Schiebebühnen, die heute noch erhalten sind, konnte er über verschiedene Bohrlöcher gefahren werden. Dank dieser Maßnahme konnte das Tretrad endgültig außer Betrieb gesetzt werden.
Seinen letzten Einsatz hatte der Bohrturm im Jahr 1989. Zum letzten Mal verschoben wurde er zur Landesgartenschau im Jahr 2008, und zwar über das Bohrhaus 9. Er hat trotz mehrfacher Sanierung seine äußere Gestalt und zum Teil auch seine Funktion bis auf den heutigen Tag erhalten.
Das historische Tretrad – eine von Menschen angetriebene Muskelkraftmaschine
Dieses letzte noch vorhandene Tretrad der Rappenauer Saline wurde 1822 in Zusammenhang mit der Niederbringung der ersten Solebohrung gebaut. Es blieb bis 1928, also rund 106 Jahre, in Funktion, bis seine Aufgaben vom fahrbaren Bohrturm übernommen wurden. Seither gilt es als ein technisches Denkmal, das in seiner Art einmalig und als solches erhaltungswürdig ist.
Auf dem horizontal liegenden eichenen Wellbaum sitzt das mit vier Doppelspeichen befestigte Rad, das sich in einer senkrechten Ebene dreht. Der Raddurchmesser beträgt 4,20 m, während die Breite des Radkranzes bei 2,10 m liegt. An seiner Innenseite sind in regelmäßigen Abständen Vierkanthölzer angebracht, die als Trittstufen dienten. Aus dem Radkranz treten nach außen runde Sprossen hervor. Sie sind eigentlich die Verlängerung der am äußeren Radkranz befestigten Trittstufen.
Das Tretrad fand überall dort Verwendung, wo ein hoher Kraftbedarf erforderlich war, der von den Händen nicht erbracht werden konnte. Bei der Niederbringung der Bohrlöcher diente das Tretrad zum Herausziehen und Wiedereinführen des Bohrgestänges. Es fand ferner Verwendung bei der nach Abschluss der Bohrarbeiten vorgenommenen Verrohrung der Bohrlöcher. Auch der Einbau der Solepumpe wurde mittels Tretrad vorgenommen. Nach Inbetriebnahme der Bohrlöcher kam dem Tretrad dann eine wichtige Rolle bei der in der Regel in Abständen von ein bis zwei Jahren vorgenommenen Aufsäuberung (Reinigung) der Bohrlöcher zu.
Die Arbeit am Tretrad war besonders mühevoll und äußerst anstrengend und wurden als menschenunwürdig bezeichnet. Die Aufgaben der Treträder wurden daher nach und nach vom fahrbaren Bohrturm übernommen.
Weitere Zeitzeugen der salzigen Vergangenheit...
...finden sich im Salinenpark unweit des Feuerbeets, das die historische Salzgewinnung symbolisiert. Dazu gehören:
- Das „Salinenamtsgebäude“ mit Glockentürmchen. Erbaut 1823, wohnten darin die jeweiligen Salinendirektoren und die Verwaltung war darin untergebracht.
- Rechts und links daneben befinden sich die ehemaligen „Beamtenäuser“ der Saline. Ebenfalls 1823 erbaut, dienten sie zunächst als Kassenhaus bzw. Wohnung des Mechanikus, ab 1868 waren jeweils zwei Beamtenfamilien darin untergebracht.
- Im vorderen Bereich des Feuerbeets befinden sich das Kurcafé, das nach seinem Bau 1925 bis 1973 als Trafostation diente und danach zum Café umgebaut wurde, sowie eine Brunneneinfassung aus Sandstein, der zum Gedenken an die Saline errichtet wurde.
- Zu beiden Seiten der oberen Salinenstraße befinden sich die ehemaligen „Offiziantenhäuser“ der Saline. Sie wurden 1823 errichtet und dienten zunächst als Wohnhäuser für die Arbeiter.
- Geht man die Salinenstraße ein Stück hinab, folgt linker Hand noch das ehemalige „Ökonomiegebäude“ der Rappenauer Saline. Es wurde 1827 errichtet und diente u.a. zur Unterbringung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Pferdefuhrwerke. Heute ist es ein Trakt der Schwärzbergklinik.
- Auf dem kurzen Verbindungsweg zwischen Salinenstraße und Kurpark ist noch ein Sichtbogen der ehemaligen Salinenbahn erhalten, die den Bahnhof ab 1868 mit der Saline verband.
Zu guter Letzt kann man noch auf dem Friedhof in der Siegelsbacher Straße das Grab von Salineninspektor Rosentritt besuchen, dem Entdecker des Bad Rappenauer Salzlagers, der hier 1846 seine letzte Ruhe fand.